Geschichte der Gruttenhütte.

Die Vorgeschichte

Einheimische besteigen schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Kaisergipfel. Um 1869 kommen Bergsteiger aus München hinzu, unter ihnen Carl Babenstuber, der 1872 gemeinsam mit anderen bergbegeisterten Turnern in München das Turner-Alpen-Kränzchen (TAK) gründet. Es sind fünf Kranzler, die 1883 auf der Ellmauer Halt (2344 m), dem höchsten Gipfel des Kaisergebirges, ein Metallkreuz aufstellen.

Im Jahr 1885 findet die erste Winterbegehung der Ellmauer Halt unter Beteiligung von TAK-Mitglied Christian Schöllhorn statt. Fünf Jahre später stürzt 1890 Schöllhorn bei einem Besteigungsversuch der Watzmann-Ostwand ab – der erste tragische Bergunfall im Kranzl, der einem der hoffnungsvollsten Bergsteiger seiner Zeit das Leben kostete.

Gemeinsam mit mehreren Freunden, den sogenannten „Haltspitzlern“ plant Carl Babenstuber den Bau eines Unterstandes auf dem Gipfel der Ellmauer Halt und sammelt dafür. Im Jahre 1891 wird das erste Haltspitz-Hüttchen eröffnet,  ein für die Vereinsgeschichte und die Kaiser-Erschließung wichtiges Ereignis.

Dem Wetter ausgesetzt ist Haltspitzhütte nach 10 Jahren baufällig und so ist ein völliger Neubau erforderlich, der 1902 festlich eröffnet wird. Den unermüdlichen Initiator ehrt das TAK durch die Namensgebung „Babenstuber Hütte“. Einige Tage vor der Hütteneinweihung besteigt Carl Babenstuber zum letzten Mal „seine“ Halt und den letzten Gipfel überhaupt.

Im Einverständnis mit der Sektion Kufstein, die das Gebiet an den TAK abgetreten hat, werden 1897 größere Aufwendungen für die Instandsetzung der Wege geplant.

Eröffnung

Und wieder ist es Carl Babenstuber, der eine Jubiläumshütte an der Südseite des Wilden Kaisers erbauen will und an den Plan vorantreibt. Ein Standort wird in der Umgebung der Quelle, des sogenannten „Gruttenbründls“, gefunden. Im Sommer erteilt Kufstein die Konzession zum Betrieb des Gast- und Schankgewerbes und am 15.08.1899 findet die Grundsteinlegung statt. Der Neubau ist wie ein Gebirgsjagdhaus gestaltet. Im Erdgeschoss ist die Gaststube, im oberen Stock sind die Schlafräume mit sechs Betten und zehn Matratzen. Bereits ein Jahr nach der Grundsteinlegung kann am 14./15. Juli 1900 die festliche Eröffnung der Gruttenhütte mit einer prächtig verlaufenden Vorfeier in Ellmau und einer vielhundertköpfigen Menschenmenge am neuen Haus gefeiert werden. Noch im selben Jahr werden als Ergänzungen Glasveranda, Waschhaus und Mulistall errichtet. Gleichzeitig werden Weganlagen von Bärnstatt über Kaiserhochalm zur Gruttenhütte (heutiger „Wilder-Kaiser-Steig“), von der Wochenbrunner Alm zur Gruttenhütte, von dieser zum Kopftörl und über das Hochgrubach zu den Gamsängern sowie zur Sandreiße unter dem Ellmauer Tor erbaut.

Verbesserte Erreichbarkeit

Mit der Einweihung der Straße von Kufstein über den Eiberg nach Ellmau im Jahr 1913 wird auch eine Buslinie eingerichtet und so verkürzt sich der Zugang zur Gruttenhütte erheblich. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wird die Gruttenhütte geschlossen und bleibt während des ganzen Krieges unbewirtschaftet. Nach Kriegsende sind gründliche Ausbesserungen nötig, auch wenn die Aufwendungen für die Gruttenhütte nicht so groß sind wie beim ebenfalls zum Turner Alpenkränzchen gehörenden Rotwandhaus.

Das Josef Dorn-Haus

Der engagierte Hüttenreferent der Gruttenhütte, Josef Dorn, kann die Sektion von der Notwendigkeit ein großes Schlafhaus zu errichten, überzeugen. Die Gemeinde Ellmau stellt kostenlos das benötigte Bauholz zur Verfügung. 1922 ist es soweit: Das „Josef-Dorn-Haus“ wird eröffnet. Die Schlafräume, hell und geräumig, haben Platz für drei Betten, vierundzwanzig Matratzenlager und vierzehn Strohsäcke.

1925 baut Hüttenwirt Hans Eisenmann eine Steiganlage, über die man direkt von der Gruttenhütte aus ohne Höhenverlust durch das „wilde G`schloß“ zum Ellmauer Tor und damit zu den großen Kletterrouten gelangt.

Um 1938 ist ein erneuter An-, Um- und Ausbau der Gruttenhütte fällig. Zwischen Haupthaus und Josef-Dorn-Haus entsteht das Schlafhaus II, das heutige Emil-Kempfle-Haus, mit Betten- und großem Matratzenlager.

Während des Zweiten Weltkriegs wird die Gruttenhütte beschlagnahmt und bleibt geschlossen, bis 1951 nach der Grenzöffnung ein starker Andrang nach Tirol entstand. Die notwendigen umfangreichen Um- und Ausbaumaßnahmen führen 1962 zu einem neuen Pachtvertrag für 25 Jahre.

Der große Hüttenausbau

Emil Kempfle, seit 1959 Hüttenreferent, treibt die Hüttenerweiterung voran, da die Aufenthaltsräume viele zu klein geworden sind, um einen hygienisch zumutbaren Hüttenbetrieb zu ermöglichen. 1961 stimmt die Mitgliederversammlung der Erweiterung zu. Bereits bei der Kirchweihweiher 1961 wird der in einem südlichen Anbau erstellte neue Aufenthaltsraum in Betrieb genommen.  Der Transport der Unmengen von Baumaterial besorgen der Hüttenwirt Hans Eisenmann und sein Sohn und späterer Nachfolger Ernst Erhart über einen Fahrweg, der von den beiden für geländegängige Fahrzeuge hergerichtet wurde. Durch die großzügige Unterstützung des DAV wird 1962 ein zügiger Abschluss der Bauarbeiten möglich: Der alte Hüttenteil wird dem südlichen Anbau angeglichen und an der Nordseite erweitert zur Vergrößerung der Wirtschaftsräume sowie zur Unterbringung von Waschräumen und Toiletten.

Das folgende Jahr konzentriert sich auf den Innenausbau. Anlässlich der Kirchweihfeier erfolgt mit einer Bergmesse die feierliche Einweihung des Erweiterungsbaus statt.

Auch später sind noch weitere Erneuerungen und Ergänzungen erforderlich: 1964 wird ein neues Stromaggregat aufgestellt, eine größere Trinkwasserreserve folgt 1969.

Von der Pacht zum Eigentum

Bedeutsam ist das Jahr 1981: Nach über zweijährigen Verhandlungen des Hüttenreferenten Emil Kempfle mit der Forstbehörde wird der Kaufvertrag über die knapp 2000m² große Grundfläche der Gruttenhütte unterzeichnet und die Gruttenhütte geht in den Besitz des TAK über.

Die Staublawine

Im Winter 1980/81 entwickelt sich ein am Gruttenköpfl abgehendes Schneebrett zu einer verheerenden Staublawine und beschädigt das Josef Dorn-Haus. Das Holzbauwerk ist auf dem bestehenden Fundament verschoben und abgedreht worden. Das Haus wird mit mehreren Winden zurückgerückt, neues Balkenwerk eingezogen und die gesamte Wiederherstellung noch im Jahr 1981 beendet.

 

Der weitere Hüttenausbau

1987 erfolgt die Verschindelung der Westseite, 1990 wird der Gastraum neu gestaltet und mit neuen Fenstern versehen sowie die Südseite verschindelt. 1995 wird mit dem aufwändigen Bau der Wasseraufbereitungsanlage begonnen, 1996 die Sanitäranlagen neu gemacht und das Blechdach des Josef-Dorn-Haus neu gestrichen.

 

Quellenstudium

Die Verbesserung der Wasserversorgung ist lange ein Problem, eine Quellgrabung ohne Erfolg geblieben, auch ein Geologe und ein Wünschelrutengänger können nicht helfen. Im Sommer 1992 wird versucht, die vorhandene Trinkwasserquelle am Gruttenbündl nach behördlicher Vorschrift mit einer beschaubaren Quellfassung zu versehen. Doch ein dicker Felsblock und dichtes Schneetreiben verhindern die Aktion. Erst im folgenden Sommer kann die Quelle vorschriftsmäßig gefasst werden. Aber die Ergiebigkeit wurde  nach der neuen Quellfassung kaum größer. Da auch die Qualität mangelhaft war, wurde im folgenden Sommer eine Ozon-Entkeimungsanlage installiert. Und kurz vor dem 100. Hüttengeburtstag wurde ein aufwendiger Abwasserkanal fertiggestellt. Dieser sichert die Wasserver- und -entsorgung sowie die Versorgung der Hütte mit Elektrizität und Telefon.

2002 wurden die Sanitäranlagen modernisiert und eine Holzterrasse errichtet.

Renovierung 2017

Im Sommer 2017 wird die Gruttenhütte von Grund auf neu renoviert. Wir informieren auf der Website über die Baufortschritte.